Was ist der Surrealismus? Wie ist seine Beziehung zum Realismus oder Naturalismus? Finden Sie das heraus. |
Surrealismus ist eine nach dem ersten Weltkrieg in Paris entstandene
avantgardistische Strömung modernen Kunst und Literatur. Das Wort
"Surrealismus" bedeutet wörtlich "über den Realismus oder jenseits des
Realismus". Er steht unter dem Einfluß der Psychoanalyse S. Freuds. Freuds
Psychoanalyse sucht die eigentliche Wirklichkeit und letztendliche Einheit
allen menschlichen Seins in einem nichtrationalen Unbewußten. Dieses
Unbewußte war mit traditionellen Erkenntnismitteln nicht zu begreifen. Freuds
Psychoanalyse betrachtet Träume, wahnhafte Visionenm spontane
Assoziationen, somnambule und hypnotische Mechanismen,
Bewußtseinszustände nach Genuß von Drogen als Ausgangsbasis
künstlerischen Produktion. Die surrealistische Literatur gab völlig oder
teilweise Logik, Vernunft, Syntax und ästhetische Gestaltung auf. Sie will nur
"passiv"Bildsequenzen, die von psychischen Mechanismen gesteuert werden,
aus vorrationalen Tiefenschichten festhalten. Diese Bewegung bemühte sich
darum, Bewußtsein und Wirklichkeit global zu erweitern und alle geltenden
Werte umzustürzen. Sie ist daher eine anarchistische revolutionäre Kunst-
und Weltauffassung. Sie nimmt Elemente barocker Mystik, deutsche
Romantik und orientalischer Kultur auf. Sie wurde besonders vom
Symbolismus, Expressionismus, Futurismus, Dadaismus und den den Schriften
de Sades und Kautréamonts beeinflußt, lehnte jedoch logisch-rationale
"bürgerliche" Kunstauffassung radikal und provokativ ab. Sie propagiert die
Befreiung der Wörter"und eine Ästhetik der "kühnen Metapher".
Neben L. Aragon und Ph. Soupault spielte A. Breton eine gewisse Führerrolle der surrealistischen Bewegung. Politische Streitigkeiten trugen zur Auflösung des Surrealisssmus nach 1928/29 bei. Trotz einer Wiederbelebung während der Jahre der Résisance (1940-44) kann nach dem zweiten Weltkrieg von einer surrealistischen Bewegung kaum noch die Rede sein. Unter dem französischen Einfluß faßte der Surrealismus besonders in Spanien und in den USA Fuß. Auch im deutschen Sprachraum wurden surealistische literarische Texte von Autoren A. Kubin, H. Kasack, E. Langgässer, H. Hesse, H. H. Jahnn, H. E. Nossack, A. Döblin, F. Kafka, W. Benjamin, P. Celan, H. Heißenbüttel u.a. geschrieben. Der Surrealismus hat eine nachhaltige Wirkung auf verschiedenste Werke zeitgenössischer Kunst und Literatur, wie z.B. auf die etwa seit 1950 entstandene konkrete und abstrakte Dichtung. Weiterführende Literatur: Bürger, P. (Hrsg.): Surrealismus. Darmstadt. 1982. Metken, G. (Hrsg.): Als die Surrelaisten noch recht hatten. Texte und Dokumente. Stuttgrat. 1976. 1] |