Stefan George war und bleibt für viele ein Ärgernis. Doch seine dichterische Meisterschaft kann nicht bestritten werden. |
Stefan George wurde am 2. Juli 1868 in Büdesheim bei Bingen am Rhein
geboren. Sein Vater war ein Gastwirt und Weinkommissionär. Später lebte
die Familie in Bingen, wo der junge George von Wagners Musikdramen,
Shakespeare und der Landschaft der Bergstraße beeindruckt wurde. 1888-89
machte er mehrere Reisen nach London und Montreux, nach Turin und Paris,
nach Madrid und Toledo. Da wurde er in den Kreis der Symbolisten
eingeführt. Er traf Baudelaire, Verlaine, Albert Paul und Mallarmé, die für
seine Welt- und Dichtungsauffassung einflußreich waren. |
In Berlin traf er Carl August Klein. 1890 wurde sein erstes Buch Hymnen
herausgegeben, die seine Erlebnisse seit 1888 zusammenfaßte. Dann reiste er
nach Kopenhagen, Paris, München, Verona, Venedig und Wien. In Wien
lernte er Hofmannsthal kennen. 1892 gab er Blätter für die Kunst heraus, die um eine "geistige Kunst" oder eine "Kunst für die Kunst" kämpften. Der "George-Kreis" entstand und breitete sich aus. Seine Ehe mit Ida Coblenz und der Bruch mit ihr trafen ihn schwer. Vieles in den Büchern der Hirten- und Preisgedichten von 1895 war an sie gerichtet. 1897 erschien das Buch "Das Jahr der Seele", das die Nachwirkungen der Bekanntschaft und des Bruchs mit Ida Coblenz offenbart. Bei seinen öffentlichen Lesungen in mehreren Städten war Rilke anwesend. Seit seiner Begegnung mit Maximilian Kronberger in München 1901 wurde sein literarischer Kreis allmählich zu einem religiösen "Bund". Der Tod Maximins 1904 erschütterte George. Nach dem Ausbruch des ersten Weltkriegs wurde sein Gedicht "Der Krieg" (1917) sehr übel aufgenommen. 1933 entstand eine scharfe Spannung zwischen ihm und dem Hitler-Regime. George wurde als Kronzeuge des "Dritten Reiches" mißverstanden und mißverbraucht. Er wehrte sich erfolgreich gegen seine Aufnahme in die Dichter-Akademie. Dann emigrierte er in die Schweiz, weil er über die Behandlung seiner jüdischen Freunde sher erbittert war. Am 4. Dezember des gleichen Jahres starb er Minusio. |