Diese Webseite gibt Ihnen die Auskunft über die Entstehung, Entwicklung und Wirkung des Naturalismus. |
Der Naturaliscmus ist eine Stiltendenz in Literatur und Kunst, die versucht, die
Wirklichkeit genau abzubilden ohne subjektive Beimischung oder Stilisierung. Sie findet
sich schon in der Antike (z.B. bei Homer "Odyssee" V.; 313ff.) oder im MA. (Z.B.
Boccaccio, "Decamerone": Schilderung der Pest).
Der Naturalismus ist auch eine europäische literarische Strömung zwischen etwa 1870-1900. Im Naturalismus wird die Natur als sinnlich erfahrbare Erscheinungen genau beschrieben und wiedergegeben. Die wirklichkeitsnahe oder "natürliche" Weidergabe oder Darstellung der "Natur" oder der menschlichen Umgebung wird zum ästhetischen Prinzip erhoben. Der Naturalismus ist eine Fortsetzung des Realismus. Der Realismus strebt danach, die menschlichen Bedingungnen analytisch , konkret und kritisch zu beschreiben. Der Naturalismus hingegen konzentriert sich auf die Darstellung des moralischen und wirtschaftlichen Elends, insbesondere in Kleinbürgertum und Proletariat, auf die Beschreibung der Situation der Ausgestoßenen in den Großstädten, der Armut, Krankheit, Laster, des Verbrechens usw. Dabei werden der Bürgertum, dessen Optimismus, doppelte Moral und Gleichgültigkeit gegenüber den gesellschaftlichen Problemen der entstehenden Industriegesellschaft deutlich kritisiert. Das Ziel der naturalistischen Literatur besteht oft darin, das soziale Mitleid für das Elend hervorzurufen. Manchmal werden auch konkrete Vorschläge zur Verbesserung der sozialen Zustände gemacht. Daher wird der Naturalismus auch als Radikalisierung des Realismus oder Realismus in Angriffsstellung bezeichnet. Die naturalistischen Vertreter betrachten sich als konsequente Realisten oder Neu-Realisten. Erst seit G. Hauptmann wird Naturalismus als allgemein übliche Bezeichnung benutzt. A. Holz, J. Schlaf, und G. Hauptmann sind Vertreter des deutschen Naturalismus. Der Naturalismus wurzelt theoretisch in den neugewonnenen kenntnissen der Naturwissenschaft, der darauf beruhenden Philosophie des Positivismus, der Physiologie C. Bernards, der Evolutionstheorie Ch. Darwins, insbesondere aber die Milieutheorie H. Taines. Nach dieser Theorie ist der Mensch ein Wesen, das von Milieu und Rasse bzw. Erbanlagen oder sozialen Verhältnisen (Materialismus von Marx und Engels) bestimmt wird. Von diesem materialistisch-mechanistischen Weltbild ausgehend, wird die Literatur erstmals von den Brüdern Goncourt als Document humain, als Resutat eineer wissenschftlischen esakten Erforschung und authentischen Dokumentation des Stoffes betrachtet. É. Zola ist jedoch der eigentliche Porgrammatiker und unbestrittenen Haupt des europäischen Naturalismus. Neben den Brüdern Goncourt wird er auch von Diderot und Balzac beeinflußt. Er entwickelt eine naturalistische Ästhetik. Nach dieser Ästhetik ist Kunst ein literarisches Experiment mit naturwissenschaftlichen Methoden. Das Ziel dieses literarischen Experiments liegt darin, die ursächlichen Zusammenhänge des determinierten menschlichen Daseins durch genaueste Beobachtung und Beschreibung lückenlos zu beweisen. Dabei hat er dem Dichter die Auswahl und Ordnungsprinzipien des Stoffes nicht völlig entzogen: "Kunst ist ein Stück Natur, gesehen durch ein Temperament".
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