Der Zusammenbruch des konventionellen deutschen Films entzieht einer von uns abgelehnten
Geisteshaltung endlich den wirtschaftlichen Boden. Dadurch hat der neue Film die Chance,
lebendig zu werden.
Deutsche Kurzfilme von jungen Autoren, Regisseuren und Produzenten erhielten in den
letzten Jahren eine große Zahl von Preisen auf internationalen Festivals und fanden
Anerkennung der internationalen Kritik. Diese Arbeiten und ihre Erfolge zeigen, daß die Zukunft
des deutschen Films bei denen liegt, die bewiesen haben, daß sie eine neue Sprache des Films
sprechen.
Wie in anderen Ländern, so ist auch in Deutschland der Kurzfilm Schule und
Experimentierfeld des Spielfilms geworden. Wir erklären unseren Anspruch, den neuen
deutschen Spielfilm zu schaffen.
Dieser neue Film braucht neue Freiheiten. Freiheit von den branchen¨¹blichen Konventionen.
Freiheit von der Beeinflussung durch kommerzielle Partner. Freiheit von der Bevormundung
durch Interessengruppen.
Wir haben von der Produktion des neuen deutschen Films konkrete geistige, formale und
wirtschaftliche Vorstellungen. Wir sind gemeinsam bereit, wirtschaftliche Risiken zu
tragen.
Der alte Film ist tot. Wir glauben an den neuen.
Oberhausen, 28.2.1962
Unterzeichnet von:
Bodo Bl¨¹thner
Boris von Borresholm
Christian Doermer
Bernhard Dörries
Heinz Furchner
Rob Houwer
Ferdinand Khittl
Alexander Kluge
Pitt Koch
Walter Kr¨¹ttner
Dieter Lemmel
Hans Loeper
Ronald Martini
Hansj¨¹rgen Pohland
Raimund Ruehl
Edgar Reitz
Peter Schamoni
Detten Schleiermacher
Fritz Schwennicke
Haro Senft
Franz-Josef Spieker
Hans Rolf Strobel
Heinz Tichawsky
Wolfgang Urchs
Herbert Vesely
Wolf Wirth
Quelle: VIII. Westdeutsche Kurzfilmtage Oberhausen. Bericht 1962, Oberhausen 1963, S. 119