Das Versprechen von
Margarethe von Trotta
Regie:
Margarethe von Trotta - Buch: Margarethe von Trotta, Peter Schneider und Felice
Laudadio, nach einer Idee von Francesco Laudadio - Kamera: Franz Rath -
Schnitt: Suzanne Baron - Musik: Jürgen Knieper - Darsteller: Corinna Harfouch,
Meret Becker, August Zirner, Anian Zollner, Eva Mattes, Otto Sander, Hark Bohm,
Jean-Yves Gaultier, Dieter Mann, Susanne Ugé, Hans Kremer, Pierre Besson, Tina
Engel u.a. - 1994; 110 Minuten
Inhalt:
Mit Dokumentaraufnahmen über den Bau der Berliner Mauer im August 1961 beginnt
der Film.
Auf ein Zeichen verlassen fünf Ostberliner Jugendliche im Herbst 1961 eine
Tanzveranstaltung. In einer leeren Straße heben sie einen Kanaldeckel auf und
klettern nacheinander hinunter: Max, Wolfgang, Monika, Sophie (Meret Becker).
Konrad (Anian Zollner) stolpert über seine offenen Schuhbänder. Als sich zwei
Militärfahrzeuge nähern, legt er den Deckel auf und drückt sich in den Schatten
eines Hauses. War es ein Missgeschick oder hat sich Konrad im letzten
Augenblick anders entschieden? Vielleicht weiß er es selbst nicht. Sophie will
zu ihrem Freund zurück, aber die anderen reißen sie mit. Gleich darauf kommen
Konrads Eltern angerannt, um die Flucht zu verhindern. Konrads Vater ist
entsetzt, dass es zu spät dafür ist. In der nächsten Telefonzelle wählt er die
Nummer der Polizei.
Die vier Jugendlichen waten durch die Kanäle. Schließlich klettern sie nach
oben. Einer steigt ins Freie und sieht sich das Nummernschild des nächsten
Autos an: B-RD 266! Sie kommen bei Sophies Tante (Eva Mattes) in Westberlin
unter. Nach ein paar Tagen taucht Sophies Stiefvater auf, um die
"Republikflüchtigen" zurückzuholen. Aber er bemüht sich vergeblich,
nicht zuletzt, weil sich Sophie daran erinnert, dass sich ihr Vater im Gefängnis
das Leben genommen hat. An Sophies Einstellung ändert sich auch nichts, als die
DDR-Behörden jeden Briefverkehr zwischen ihr, ihrer Mutter und ihrer Tante
unterbinden.
Konrad wird verhört. Zur Bewährung muss er Dienst als Volkspolizist an der
Grenze leisten. "Ihr schützt die menschlichste Ordnung, die es je in
Deutschland gab", schärft der Ausbilder den Rekruten ein, die vor einer
Mauerattrappe üben und mit ihren Bajonetten auf eine Puppe einstechen, die
einen Flüchtling darstellen soll.
Sophie beauftragt eine Fluchthelferorganisation, Konrad nach Westberlin zu
holen. Die Flucht mehrerer Menschen wird vorbereitet. Aber nur die ersten fünf
kommen durch; die anderen werden festgenommen. Konrad ist rechtzeitig
zurückgeblieben und hat die Verhaftungen beobachtet.
Er weint verzweifelt wie Sophie.
Sommer 1968: Professor Eberhard Lorenz (Otto Sander) vom astronomischen
Institut in Potsdam besteht darauf, dass ihn sein bester Student -- Konrad
Richter -- zu einer internationalen Fachtagung in Prag begleiten darf. Endlich
können Sophie und Konrad sich wiedersehen. Nach der ersten Freude streiten sie
darüber, wieso Konrad damals nicht mitkam bzw. warum Sophie nicht in die DDR zurückkehrte. Sie lieben sich in einem Hotelzimmer, und Konrad kommt zu spät zu seinem
Vortrag. Sein Professor ist für ihn eingesprungen. Er sorgt dafür, dass Konrad
seine Doktorarbeit in Prag schreiben kann, und Sophie will für diese Zeit von
Berlin in die tschechische Hauptstadt ziehen.
Am 20. August 1968 wacht das Paar nachts auf. Die Fensterscheiben klirren.
Panzer rumpeln durch die Straßen. Der Einmarsch des Warschauer Pakts hat
begonnen. Sophie lässt sich auch von Soldaten nicht davon abhalten, auf die
Straße zu laufen und sich den Demonstranten anzuschließen. Hilflos blickt Konrad
ihr durchs Fenster nach.
Konrads Schwester wird in Ostberlin bei einer Demonstration gegen den Einmarsch
in Prag verhaftet. Ihr Vater kann es nicht fassen, dass er der
Gerichtsverhandlung nicht beiwohnen darf. Da kommt sein Glaube an die Staats-
und Parteiführung der DDR ins Wanken.
Sophie reist nach Ostberlin, um Konrad zu sehen. Sie ist schwanger und
beabsichtigt, einen Antrag auf Wiedereinbürgerung zu stellen, um bei ihm
bleiben zu können. Aber er weist sie auf die Abhörwanzen in seiner Wohnung und
die Stasi-Beamten vor dem Haus hin und fragt: "Willst du, dass dein Kind
mit denen aufwächst?" Er hat bereits ein Visum für einen astronomischen
Vortrag in Stockholm erhalten. Von dort aus will er zu Sophie nach Westberlin
reisen.
Doch im letzten Augenblick wird das Visum annulliert. Sophie hält die
Unsicherheit und Nervosität auch im Interesse ihres noch ungeborenen Kindes
nicht länger aus: Sie bricht den Kontakt zu Konrad ab.
Zwölf Jahre später. Konrad Richter (ab jetzt von August Zirner
gespielt), der inzwischen den Lehrstuhl von Professor Lorenz übernommen hat,
ist verheiratet und hat eine Tochter. Einen Aufenthalt in Westberlin nutzt er,
um bei Sophie (Corinna Harfouch) zu läuten. Sie wohnt mit einem Franzosen
zusammen. Ihr Sohn Alexander (Hans Kremer) wächst zweisprachig auf. Konrad
erreicht, dass die Behörden regelmäßige Besuche Alexanders bei ihm in Ostberlin
erlauben.
Konrads Schwester, eine regimekritische Pastorin, ist mit Sophies Bruder Harald
verheiratet. Am 20. Jahrestag des Mauerbaus demonstriert Harald, indem er sich
weithin sichtbar an ein Fensterkreuz bindet. Er wird verhaftet und gegen seinen
Willen nach Westberlin abgeschoben. Da trifft er auf Fixer, Bettler, Prostituierte,
und an der Wand der S-Bahnstation hängt ein RAF-Fahnungsplakat. Sophie ist
nicht zu Hause. Konrad lässt seinen Koffer im Treppenhaus stehen, geht zurück
zur Grenze und klettert über den Zaun. Als die Grenzsoldaten einen Scheinwerfer
auf ihn richten, geht er mit erhobenen Händen auf den Wachturm zu -- bis er
erschossen wird.
Weil Konrad seiner Frau Elisabeth verheimlicht hat, dass er seit Haralds Tod
regelmäßig die Montagsandacht seiner Schwester besucht, ohrfeigt sie ihn.
"Du lebst ja gar nicht mehr mit mir", wirft sie ihm vor,
"sondern mit deinen ewig jungen Gespenstern."
Den Stasi-Beamten Müller (Hark Bohm), der weitere Besuche Alexanders bei seinem
Vater untersagt, schlägt Konrad nieder. Danach muss er als Heizer für seinen
Lebensunterhalt sorgen.
9. November 1989: Alexander zieht seine Mutter hinaus auf die Straße. Die Mauer
ist offen! Eine Kolonne von Trabis schiebt sich von Ost- nach Westberlin. Die
Menschen verbrüdern sich und feiern zusammen. Nur eine Ostberlinerin meint
resigniert: "Wenn nach 30 Jahren der Käfig aufgemacht wird, kann man nicht
mehr fliegen." Der Stasi-Beamte Müller jubelt in das Mikrofon eines
westlichen Fernsehsenders: "Dies ist ein Freudentag! Auf diesen Tag haben
wir jahrelang systematisch hingearbeitet." Während Sophie in Westberlin
bleibt, geht Alexander hinüber in den Osten der Stadt und sucht dort seinen
Vater. Gemeinsam überqueren sie die Grenze. Sophie traut ihren Augen nicht, als
sie die beiden Männer kommen sieht.
Kommentar:
Sophie und Konrad sind sowohl Handelnde als auch Leidende, die sich den Zwängen
der deutschen Teilung fügen müssen. Nach dem Bau der Berliner Mauer verpasst
Konrad zweimal die Flucht in den Westen und damit die große Liebe seines
Lebens. Um in der DDR studieren und eine Karriere als Wissenschaftler machen zu
können, arrangiert er sich mit dem Regime und gründet in Ostberlin eine
Familie. Als Sophie nach dem Zusammensein mit Konrad in Prag schwanger wird,
erträgt sie das Warten und die Unsicherheit nicht länger und baut sich in
Westberlin eine eigene Existenz auf. Sie lebt schließlich mit ihrem Sohn und
ihrem französischen Lebenspartner zusammen. 1989 fällt die Mauer. Sophie,
Konrad, ihre Kinder und Partner müssen sich erneut entscheiden.
Zeitgeschichte, die durch persönliche Schicksale veranschaulicht wird: Das geht
nahe, auch wenn Margarethe
von Trotta vor Klischees nicht zurückschreckt
(besonders krass bei Haralds Ankunft in Westberlin) und die Musik stellenweise
arg kitschig tönt.
Für diesen ersten Film über die Zeit der deutschen Teilung zwischen dem Bau der
Mauer und ihrer Öffnung erhielt Margarethe von Trotta eine
"Oscar"-Nominierung und im Januar 1995 den Bayerischen Filmpreis. Mit
"Das Versprechen" wurden am 9. Januar 1995 die Berliner
Filmfestspiele eröffnet.
Promise, The (Versprechen, Das)
A love-affair under extreme conditions. In the autumn of 1961, a few weeks
after the building of the Berlin Wall, a school group tries to escape from East Berlin to the West. Quite by chance, Sophie and Konrad are separated; Sophie reaches the West, and Konrad is left behind in the Eastern half of the city. During the
next 28 years, the two lovers live together, but alone, and under radically
different living conditions. They only get to see each other again on four
occasions. The film tells of Sophie and Konrad’s alienation, but also of how
they defend their love against the force of circumstances. When the Wall is
finally opened, the couple’s story could now really begin. Will their love be
able to assert itself against the years of separation?
Margarethe von Trotta ranks among the most important female
directors in German cinema since the 1970s, during which time she also made a
name for herself as an actress. Today primarily active as a screenwriter and
director, her most well-known films include: The Lost Honor of Katharina
Blum (Die verlorene Ehre der Katharina Blum, 1975, in co-direction
with Volker Schloendorff), The Second Awakening of Christa Klages (Das
zweite Erwachen der Christa Klages, 1977), Sisters or the Balance of
Happiness (Schwestern oder Die Balance des Gluecks, 1979), Marianne
and Juliane (Die Bleierne Zeit, 1981), Sheer Madness (Heller
Wahn, 1983), Rosa Luxemburg (1985), The African Woman (Die
Rueckkehr, 1990), The Long Silence (Il Lungo Silenzio, 1993),
The Promise (Das Versprechen, 1994), and Rosenstrasse
(2003), among others.
Genre Drama
Category Feature Film Cinema
Year of Production 1994
Director Margarethe von Trotta
Screenplay Felice Laudadio, Peter Schneider, Margarethe von Trotta
Director of Photography Franz Rath
Producer Eberhard Junkersdorf
Production Companies
Bioskop Film/Munich, J.M.H. Productions/Lausanne, Odessa Film/Paris, in
cooperation with WDR/Cologne
Principal Cast Meret Becker, Corinna Harfouch, August Zirner, Anian Zollner
Length 120 min, 3,395 m
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FILM REVIEW -- Drama Is an Unfulfilled `Promise'
EDWARD GUTHMANN, Chronicle Staff Critic
Friday, November 17, 1995
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