Der Impressionismus--eine Stilrichtung, die sich hauptsächlich mit den Eindrücken (Impressionen) beschäftigt. Wieso? |
Die Bezeichnung "der Impressionismus" bezieht sich ursprünglich auf eine
Stilrichtung in der Malerei, die im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts zuerst
in Frankreich, dann in anderen europäischen Ländern erfolgreich wurde. Bals
wurden die Strömungen der Literatur und der Musik, die sich unter dem
Einfluß des Impressionismus der Malerei entwicklte, auch als
Impressionismus bezeichnet. Der literarische Impressionismus war besonders
aktiv zwischen 1890 und 1910. Er war eine Abwendung vom Naturalismus.
Er zog sich vom Bereich des Politischen auf Subjektivismus und
Individualismus zurück. Der literarische Impressionismus lehnte die
Wirklichkeit ab, die in der Politik und Wirtschaft der vom Imperialismus und
Kapitalismus bestimmt wurde. Teilweise war der Impressionismus auch eine
Ablehnung der nationalsozialistischen Strömungen besonders im Bereich der
Trivialliteratur.
Der Impressionismus lehnt die naturwissenafts- und wirklichkeitsorientierten weltanschaulichen Grundlagen des Naturalismus ab. Er übernimmt aber das naturalistische Stilideal der Detailtreue, der Genauigkeit der kunstlerischen Darstellung, weil dieser sogenannte Sekundenstil des Naturalismus dem impressionistischen Stilideal nahsteht. Der Impressionismus geht über den naturalistischen Stilmittel hinaus und benutzt das sensualistische Stilmittel. Im Mittelpunkt der impressionistischen Darstellung stehen Eindrücke, Augenblicke und Reize, die sinnlich, subjektiv, einmalig, unverwechselbar und flüchtig sind. Diese Momente werden in allen ihren subtilen Nuancen und Abweichungen mit größtmöglicher Genauigkeit und Intensität wiedergegeben. Dabei werden die subjektiven Empfindungen und seelischen Erregungen zwar vereinzelt, nicht aber begrifflich analysiert. Es wird fortwährend entmaterialisert. Die Welt ist nur noch in Stimmungen wahrzunehmen. Verzichtet wird darauf, die Wirklichkeit als eine komplexe Einheit darzustellen. Aufgegeben werden auch das kontinuierlich Geschichtliche und das konstruktive Denken. Was wichtig für die Impressionisten sind die Darstellungen vereinzelter Reizwirkungen. Daher wurde dem Impressionismus vorgeworden, oberflächlich zu sein und sich an das Äußerliche und Vordergründige zu verhaften. Sprachlich zieht der Impressionismus von rationalen Aspekten auf die Suggestivkraft zurück. Nur Bilder werden aneinandergereiht. Konstruktive oder kompositorische Elemente der dichterischen Darstellung werden vernachlässigt. Bevorzugte Darstellungsmittel sind: erlebte Rede, freid Rhythmen, Lautmalerei, Parataxe, Synästhesie. |
Inhaltlich betimmen die Heiterkeit, Unbeschwertheit, die farbig-sinnliche
Atmosphäre und Pikanterie und Frivolität den Impressionismus. Die äußere
Handlung wird in den Hintergrund geschoben. Wenig Wert wird auf ethisch
und praktische Wertung und Zielsetzung gelegt. Ebenso wenig werden
soziale Probleme behandelt. Kurze und konzentriete Dichtungstypen werden
bevorzugt, wie z.B. Skizze und Novelle, Einakter, besonders Lyrik. Der
Impressionismus tendiert zu Pointe und Aphorismus.
Als Vorläufer des Impressionismus in Frankreich werden Ch. Baudelaire, P. Verlaine, die Brüder Goncourt betrachtet. Hauptvertreter sind J-K. Huysmans, A. Frnce, M. Barrès, H. de Rénier, M. Proust. In Deutschland sind die Lyriker D. von Liliencron, M. Dauthendey, R. Dehmel, der frühe R. M. Rilke und der frühe H. von Hofmannsthal (auch als Dramatker, ebenso wie A. Schnitzler, O.E. Hartmann, z. T. H. und Th. Mann. P. Altenberg und P. Hille haben zahlreiche impressionistische Skizzen geschrieben. A. Kerr hat den Impressionismus in die literarische Kritik eingeführt. Weiterführende Literatur: Marhold, H. Impressionismus in der deutschen Dichtung. Frankfurt am Main 1985. |