Das schreckliche Mädchen
(1990, Michael Verhoeven 92 Min.)
1.     Cast and Crew
2.     Filmheft der Bundeszentrale für politische Bildung: Das schreckliche Mächen
3.     Disskussionsfragen
4.       The Nasty Girl (www.german-cinema.de)
It all began so harmlessly ... Sonja is a schoolgirl who enjoys the affection and respect of the whole community. Not without reason, for she belongs to one of the most prominent families in town. What is more, Sonja has won a European essay competition and is awarded the town's Silver Medal" by the mayor. Now she is keen to take part in another essay competition, the subject of which is "My Home Town during the Third Reich." She begins to search for facts but runs up against mistrust and reticence. The municipal archives are reluctant to release the desired documents which makes it impossible for Sonja to enter her essay by the closing date. Years later, after having settled down with her own family in the community, Sonja turns up at the municipal archives again and demands access to the documents. She is no longer a child now, and she is not to be stopped in her determination to find out the truth concerning the history of the town. The town, however, has its own ways and means of silencing Sonja. A life and death struggle ensues.
Michael Verhoeven was born in Berlin in 1938 and studied medicine in Berlin and Munich. He completed the state medical examination in 1966 and qualified as a doctor in 1969. He appeared as an actor on stage and screen from the early 1950s to the early 60s and has worked as a screenwriter, producer and director since 1967, having set up his own company Sentana Filmproduktion with wife Senta Berger in 1965. He has received domestic and international awards for films like O.K. (1970), A Terrific Exit (Sonja schafft die Wirklichkeit ab oder Ein ziemlich starker Abgang, 1973), Sunday Children (Sonntagskinder, 1979), The White Rose (Die weisse Rose, 1982). His 1989 film The Nasty Girl (Das schreckliche Maedchen) was nominated for both the Academy Award and Golden Globe and won a Silver Bear in Berlin in 1990 as well as BAFTA Academy Award in 1992. After that, he made My Mother's Courage (Mutters Courage, 1995), Zimmer mit Fruehstueck (TV, 1999) and Enthuellung einer Ehe (TV, 2000).
5.     Das schreckliche Mädchen (Thomas Groh)
Basierend auf den realen Forschungsarbeiten der Studentin Anja Rosmus im passau der frühen 80er Jahre und deren Umstände schildert Michael Verhoeven in seiner Satire "Das schreckliche Mädchen" die Geschichte der Schülerin Sonja, die nach einem gewonnenen Aufsatzwettbewerb in einer fiktiven bayerischen Stadt die Nazi-Vergangenheit ihres Heimatortes aufarbeiten möchte und dabei von einem gnadenlosen Schulterschluss von Stammtisch-Mob und Stadtverwaltung torpediert wird.
Verhoeven inszeniert seinen Film unter Rekurs auf zahlreiche, verfremdende Stilmittel, wie man sie auch aus dem Brecht'schen Theater kennt, um nicht den Eindruck entstehen zu lassen, es handele sich hierbei um einen Erzählfilm oder aber, im Umkehrschluss, um eine Dokumentation. Dazu gehört beispielsweise Sonjas direkte Ansprache des publikums ebenso wie der verfremdende Effekt, wenn etwa das Archiv der Stadtverwaltung ganz offensichtlich als rückprojizierte Leinwand visualisiert wird, vor der auf einer Bühne um einen Bürotisch die agierenden personen zu sehen sind. Bemerkenswert ist zudem die Konsequenz mit der Verhoeven seinen Film im Jahr 1990, wo solcherlei kritische T鰊e zur Lage der Nation gewiss nicht sonderlich gefragt waren, zuspitzt und bis zum Ende keine Versöhnung mit dem um Stillschweigen bemühten Filz aus Mob, gehobenem Bürgertum und Verwaltung in Aussicht stellt.
Hier findet die Akribie, mit der auch die historische Anja Rosmus in den 80er Jahren vorging, die ihr Studium auf diesen Forschungsarbeiten aufbaute und beispielsweise sich auch nicht scheute, die verweigerte Übergabe relevanter Akten der Stadt passau einzuklagen, eine passende Entsprechung. Eine gelungene Satire also, die den Finger auf die Stellen legt, die - nach wie vor - weh tun. Etwas Bedauern schleicht sich in die Begeisterung dennoch ein: Ein solcher Film, ein solches Engagement - filmisch, wie sozial - wird in den heutigen Tagen, wo sich Deutsche selbst zunehmend (wieder) als Opfer historischer Umstände wähnen, schwer vermisst. Der Jury der Berlinale 1990 war der Film ein Silberner Bär wert.
Die DVD aus der arte Edition von Kinowelt ist sehr gelungen. Bild und Ton erfüllen alle Standards, um ein angenehmes Filmerlebnis zu garantieren, auch wenn die Möglichkeiten des Mediums natürlich nicht ausgereizt werden. Vor allem das Zusatzmaterial ist sehr interessant: In einem Interview erl鋟tert der Regisseur, wie er auf Anja Rosmus und die Umstände ihrer Forschungsarbeit aufmerksam wurde. Sehr erhellend ist dann die Dokumentation "Das Mädchen und die Stadt - wie es wirklich war", ebenfalls von Michael Verhoeven gedreht, in der die historischen personen, die im Film verfremdet und zum Teil überspitzt dargestellt werden, zu Wort kommen. Nicht erschreckend, eher schon ernüchternd ist hierbei, wie offensichtlich wenig Verhoeven in seiner Satire eigentlich übetreibt. Ein wichtiger Film, der in den letzten Jahren offensichtlich etwas in Vergessenheit geraten ist - eine begrüßenswerte Neuauflageenswerte Neuauflage also.
6.   Das schreckliche Mädchen
Regie und Drehbuch: Michael Verhoeven produktion: Sentana Filmproduktion, produzent: Michael Verhoeven Musik: Lydie Auvry, Mike Herting, Elmar Schloter, Billy Gorlt Kamera: Axel de Roche FSK: ab 12 Jahre Länge: 92 Minuten Sonstiges: prädikat: Besonders wertvoll. Filmfestspiele Berlin 1990: "Silberner Bär" für die beste Regie. Genre: problemfilm, politischer Film Darsteller ... spielt wen Lena Stolze Monika Baumgartner Michael Gahr Hans Reinhard Müller Inhalt Sonja, Zögling einer Klosterschule, ist das schreckliche Mädchen. Dabei fing alles so harmlos an: Die begabte und fleißige Schülerin gewinnt einen europäischen Aufsatzwettbewerb und wird dafür von ihrer Heimatstadt pfitzing hochgeehrt. Voller Ehrgeiz stürzt sich Sonja auf das nächste Thema "Meine Heimatstadt im 3. Reich" und damit beginnt das Desaster. Die braven pfitzinger Bürger und ihre emsigen Bürokraten verweigern ihr Auskünfte und verschließen ihr den Zugang zu den Archiv-Akten. Noch Jahre danach bohrt die Geschichte in Sonja und erneut macht sie sich - diesmal nicht als schreckliches Mädchen, sondern als Mutter Courage - auf, die vertuschten Verbrechen in ihrem Heimatort aufzudecken. Der Film beruht auf einem authentischen Fall, der sich in dem bayerischen passau abgespielt hat, als die Schülerin Anja Rosmus über die Nazivergangenheit ihres Heimatorts recherchierte. Vor seinem Spielfilm drehte Verhoeven eine Dokumentation, der aber nur einen kleinen Ausschnitt der damaligen Ereignisse widerspiegelt. Noch vor dem Filmstart gab es in München einen Skandal wegen des angeblich obszönen plakats, das dann von der Stadt verboten wurde. Ein makabrer Vorfall, der zeigt, wie nötig Verhoevens Film ist, trotz der bekannten und oft gesehenen Geschichte. (aus: ttool.de) --- Die Musterschülerin Sonja hat als beste Deutsche einen europäischen Aufsatzwettbewerb über "Die Freiheit in Europa" gewonnen. Mit einem weiteren Aufsatz zum Thema "Meine Heimatstadt im Dritten Reich" möchte sie über den Widerstand schreiben, mit dem sich die weltlichen und kirchlichen Honoratioren ihrer niederbayerischen Heimat gegen die Nazis gewehrt haben. Doch bei ihren Recherchen stößt sie auf unerwartete Schwierigkeiten. Zeitzeugen verweigern die Auskunft, das Stadtarchiv will die gewünschten Dokumente nicht herausgeben. plötzlich scheint sich die ganze Stadt gegen sie verschworen zu haben. Aber Sonja lässt sich nicht einschüchtern ... Das schreckliche Mädchen basiert auf den Erlebnissen der passauer Schriftstellerin Anja Rosmus. Michael Verhoeven macht aus der politfarce eine schwungvolle Satire, die - theatermäßig überhöht durch künstliche Kulissen und Rückprojektionen - episodenhaft inszeniert ist. Dabei bedient sich der Regisseur einer ungewöhnlichen dramaturgischen Form: die Hauptfigur erzählt und kommentiert die Ereignisse wie aus der Rückschau, indem sie sich, entweder aus dem Off oder frontal in die Kamera gesprochen, direkt an den Zuschauer wendet. Das schafft eine unwiderstehliche Mischung aus Spontaneität und Distanz, Witz und Betroffenheit. (25. Internationaler Jugendfilmtest) (BJF-Clubfilmothek)