Der literarische Jugendstil entwickelte sich in drei Phasen:
Zuerst erschien der Jugendstil als eine "karnevalistische" Richtung (SchwerpunktMünchen): Lust am Ungewöhnlichen, Skandalösen; tänzerische, schaukelnde,ständig wechselnde Rhythmen, Paralleiscmen, refrainartige Schlüsse, Vokabulardes Schwingens imd Tanzens; Bewegungsmotive, deren Ausgestaltung auf Kostendes Gedanklichen geht. |
Dann erhielt der Jugendstil eine florale Stilisierungstendenz (SchwerpunktBerlin): Naturschwärmerei mit philosophischem und religiösem Einschlag; höhereformale Ansprüche, kunstvollere Sprachhandlung; bevorzugte Motive wie Blumen(lilien, Seerosen), Schwäne, Weiher, Park, die den "Reigen des Lebens"einkosmotisches Allgefühl zum Ausdruck bringen sollen, aber auch Dionysisch-Schwelgerisches, das Reich des entfesselten Triebes. |
Schließlich wendete sich der Jugendstil ins Feierlich-Symbolische: Er weitetesich ins Zyklische, preziöse Sprache aus; Hereinnahme von Mythologischem undSagenhaft-Mittelalterlischem, verknüft mit einer ausgesprchenen Neigung zumWeihevollen und Sakralen, Entwurf einer alltagsfernen Welt von geheimnisvollemInseln, magisch verwunschenen Hainen und Weihern. Bedeutende Einflüssekommen von den englischen Präraffaeliten und dem französischen Symbolismus.Oft wurde der Jugendstil in Zusammenhang mit dem Manierismus gebracht undals Ausprägung dieser allgemeineren Stilrichtung gedeutet. |
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Jugendstil [nach der Münchner Wochenschrift "Jugend" (1896-1940)] ist die deutscheBezeichnung für Art nouneau (arnu'vo: französisch, = neue Kunst, nach der 1895 in Paris von S.Bing eröffneten Galerie "Maison de l'art nouveau", in der einer ihrer bedeutendsten Vertreter, derMaler und Architekt H. van de Vvelde, ausstellte). Typisch für diese Kunstrichtung ist die Linieals formbeherrschende, das Gegenständliche überspielende, stilistische Bewegung, die, oftverschwunden in ein Gewirr zahlloser, oft asymmetrischer, gleitender Schwingungen und Kurvenfloralen oder geometrischen Ursprungs, eine deutliche Tendenz zum Ornamentalen,Arabeskenhaften aufweist.
Der Judendstil wendete sich gegen Historismus, Realismus und Naturalismus. Er wurde elitärerluxuriöser Stil des wohlhabenden (reichen) großstädtischen Bürgertums und erzielte seine größtenLeistungen auf dem Gebiet der angewandten Künste, Kunstgewerbe, Dekoration (Villenkultur,Buchgraphik, Plakatkunst, Schmuck). Bald wurde er aber abgelehnt, weil er zu Ästhetizismus undsozialer Exklusivität tendiert und das Kunstgewerbe zu sehr kommerzialisierte.